Die Konfrontation mit dem eigenen Geschlecht
Erwachsene sehen die Welt mit anderen Augen. Deren Wahrnehmung hängt stark von bereits gemachten Erfahrungen ab und geht mit einer konkreten Beurteilungen einher, welche sich im Laufe des Lebens angehäuft haben. Genau hier liegt das Problem: Ein unvorhergesehenes Ereignis, Kinder stören im falschen Moment die erotische Zweisamkeit der Eltern und schon gibt es eine Menge Fragen, die dem Nachwuchs auf der Zunge brennen. Normalerweise wäre dies zweifelsohne eine emotional missliche Situation. Kinder kennen derartige Empfindlichkeiten allerdings nicht. Aber auch ohne eine solche peinliche Überraschung bekommen Eltern von ihren Nachkömmlingen auch im Alltag immer wieder Informationsgesuche zu hören, die auf das gleiche Thema abzielen: Woher komme ich eigentlich, wie entsteht Leben und was machen eigentlich die beiden Pferde da auf der Wiese?
Fragen, die nach einer Antwort verlangen
Der Schock durch Unachtsamkeit vom eigenen Kind beim körperlichen Liebesakt erwischt zu werden, stellt natürlich das Worst-Case-Szenario dar. Unabhängig von der Vorgeschichte bleibt aber vor allem eines wichtig: Dem Kind sind in keiner Weise die Bedeutung noch die damit in Zusammenhang stehenden Emotionen dieses sehr natürlichen Verhaltens Erwachsener bekannt. Daher sollten Zurechtweisungen und schroffe Gegenreaktionen tunlichst vermieden werden, da ansonsten völlig ungewollt ein negativer Ersteindruck dem Thema anhaftet und sich in der Erinnerung festsetzt. Dabei stellt die einkehrende Erkenntnis über das eigene Geschlecht eine ganz normale Entwicklungsstufe des Reifungsprozesses dar. Vermeidung oder gar offensive Abwehr kann daher den Grundstein zu großer Unsicherheit bei der eigenen Identitätsfindung führen. Niemals vergessen: Kleine Kinder erfassen diese natürlichen Gegebenheiten zum ersten Mal und analysieren diese völlig wertfrei. Schuldgefühle oder gar Tabuisierung sind daher völlig fehl am Platze.
Offenheit, Behutsamkeit und Verständnis sind angesagt
Eine unaufgeregte, sachliche Antwort reicht oftmals völlig aus – natürlich ohne zu sehr in körperliche Detail zu verfallen. Die emotionalen Hintergründe und natürliche Triebe spielen bei den neugierigen Fragen des Kindes kaum eine Rolle. Für solche Einzelheiten wird zum späteren Zeitpunkt während der Pubertät genügend Gelegenheit gegeben sein. Meist klingt nach einer kurzen, ehrlichen, aber möglichst unkomplizierten Erklärung der Wissensdurst deutlich ab und schon steht wieder das Spielzeug auf dem Wohnzimmerteppich im Fokus der Aufmerksamkeit. Tritt dieser Fall jedoch nicht ein, kann der Lerndrang schnell einem unangenehmen Verhör gleichen. Ein gesunder Schuss Selbstbewusstsein, eine freundliche aber bestimmte Lektion in Sachen Privatsphäre kann einem übermäßigen Ansturm von Fragen den Wind aus den Segeln nehmen. Möglicherweise reagiert das Kind jedoch sehr verängstigt und interpretiert Geräusche und Körperhaltung als Gefahr. Hier ist Behutsamkeit der Eltern angebracht und die klare Signalisierung, dass nichts Schlimmes vonstatten geht : Mama und Papa sind unversehrt und streiten auch nicht. Das nächste Mal klopft der Nachwuchs dann vielleicht sogar rechtzeitig an die Tür. Die einfachste Lösung ist allerdings einem solch brachialen Zusammenstoß mit dem Sexualleben der Erwachsenen und der Herkunft von Babys vorzukommen. Lehrbeispiele aus dem Tierreich gibt es schließlich zur Genüge.